Die LUDGERUS-BRUNNENKAPELLE,
1857 vom Patronatsherrn Matthias Graf von Galen durch Wilhelm Buchholz, Soest neugebaut (als Ersatz für die baufällige Vorgängerin von 1656) , lässt zumindest die Vermutung offen, dass Liudger schon in Lippborg war.
( Die Geißler-Chronik weiß schon von einer Ludgerus-Prozession zu Ende des 15 JH.). Auch der Ursprung des Namens "Lippborg" liegt noch im Dunkeln.
Ludgerus Spuren ...
Die Reliquie des Heiligen Ludgerus
Die bis in das 15 Jh. nachweisbare, aber wohl bis in seine Lebenszeit zurückreichende Verehrung des Hl Ludgerus, der ein Zeitgenosse der Hl. Ida von Herzfeld war, hat in Lippborg viele Spuren hinterlassen. Auf eine dieser Spuren soll in diesem Beitrag eingegangen werden:
Auf den ersten Bischof von Münster, der im Jahre 809 in Billerbeck starb, geht der Taufbrunnen an der Ludgeruskapelle am Westeingang unseres Dorfes zurück. An diesem Brunnen soll nach alter Überlieferung Ludgerus selbst gelehrt und getauft haben. Aufzeichnungen im Pfarrarchiv Lippborg belegen, dass ab 1656 in Abständen Verzeichnisse angefertigt sind, die über Wallfahrten und private Besuche „am Born“ aussagen.
Es wird von vielen Kranken berichtet, die dort durch den Gebrauch des Wassers Heilung erfahren haben. Nachdem der Brunnen zur Zeit der Aufklärung, etwa ab 1750, verfallen war, kam durch den Pastor Didon (1830 – 1874) die Ludgerusverehrung wieder zur Blüte. Die Fachwerkkapelle von 1662 wurde durch den Neubau der heutigen neugo-tischen Kapelle ersetzt, die 1856 eingeweiht wurde. Als im Jahre 1859 der 1050. Todestag des Hl. Ludgerus begangen wurde, erhielt die Diözese Münster aus dessen Grab in Essen- Werden Reliquien. Pastor Didon erreichte, dass über den damaligen Generalvikar Brinkmann, mit dem er aus dessen Beckumer Zeit noch befreundet war, der Pfarrgemeinde eine Ludgerus- Reliquie überlassen wurde, Diese wurde am 29. Juli1860, also vor genau 150 Jahren, in feierlicher Prozession nach Lippborg überführt.
Dazu seien einige Zitate aus Pastor Didons Chronik, die sich im Lippborger Pfarrarchiv befindet, zitiert.
Zunächst schreibt er am 16. Juli 1860: „Eure Bischöfliche Gnaden kann ich meine Freude nicht ausdrücken, welche ich bei der Nachricht über die am 29. cr. im Dom in Empfang zu nehmende hl. Reliquie des hl. Ludgerus empfand“.
Weiter schreibt er: „Nach Vorschrift …ging der Weg über Sendenhorst, Tönnishäuschen und Beckum ohne andere Aufenthalte als Pferdewechsel in Sendenhorst mit Extrapost [des Grafen Matthias von Galen] durch bis an den Dreinbach, an die Grenze des Kirchspiels.
Daselbst sammelte sich eine sehr große Prozession; das Reliquienkästchen wurde auf einer Heiligenbahre (wohl einer solchen, wie sie früher bei der großen Prozession zum Tragen der Heiligenbilder benutzt wurde) von Vikar Farwick und dem Lehrer des Grafen Hubert von Galen, dem Priester Weidlich, bis Lippborg unter Böllerschüssen, Gesang und Gebet bis auf den Hochaltar der neuen Kirche getragen., daselbst unter Böllerschüssen und Glockengeläut mit Begleitung der neuen Orgel ein mächtiges Te Deum gesungen und danach die hl. Reliquie in derselben Prozession zur neuen
Ludgerus Kapelle gebracht und im eisernen Schrank auf dem Hochaltar verschlossen“. So weit das Zitat des Pastors.
Das Ostensorium wurde 1866 fertig, aus vergoldetem Silber, in zierlichen Formen gehalten, ähnelt es einer Monstranz.
Die hl. Reliquie – es ist ein Teil der Oberrippe – wurde in einem Glasröhrchen darin befestigt und laut bischöflicher Urkunde mit dem Siegel des Bischofs darin verschlos-sen. Bis zur Renovierung in diesem Jahr stand es unter anderen zuletzt im unteren Teil des Marienaltars.
Nun hat diese kostbare Reliquie ihren Platz neben der des Kardinals Clemens August von Galen an der rechten Seite des Chorraumes.
Nun mag der ein oder andere interessierte Leser dieser Zeilen eine kritische oder differenzierte Meinung über den Umgang mit Reliquien haben. Die Tatsache, dass unsere Pfarrgemeinde im Besitz einer solchen Reliquie ist, die auf die erste Verkündi-gung der christlichen Lehre in unserer Region hinweist, müsste auch einem solchen kritischen Betrachter ein Stück Achtung, wenn nicht gar Stolz, abverlangen.
Die Ludgerusreliquie ist mit über 1200 Jahren, auch wenn sie sich erst 150 Jahre in unserer Pfarrgemeinde befindet, das älteste „Bezugstück“ unseres Glaubens. Und das soll sie auch bleiben!
Konrad Stengel