Krypta in der Grabeskirche unter dem Altar
Grab der Heiligen Ida
Im südlichen Bereich der Krypta sind einige interessante Grabungsfunde aus den Jahren 1975/76 erhalten. Im Einzelnen sind dort zu sehen:
1. Nach Süden hin das Fundament der Westmauer des sogenannten Portikus, den Ida über dem Grab ihres Mannes (des Sachsenherzogs Egbert) erbauen ließ. Nach dessen Tod führte sie hier ein Leben des Gebetes, der Buße und der Armut nach der Regel des hl. Benedikt; hier stand der steinerne Sarg, aus dem sie Gaben an die Bedürftigen verteilte.
2. Das liegende Kreuz aus Mooreiche und mit vergoldeten Perlknöpfen geschmückt bezeichnet die Stelle innerhalb des Portikus, wo Ida 825 bis 980 begraben war. Zu diesem Grab, das als Zeichen des Auferstehungsglaubens nach Osten gerichtet ist, kamen schon unmittelbar nach dem Tode Idas Wallfahrer aus nah und fern, z. B. aus Senden bei Münster. Viele Heilungswunder an dieser ältesten christlichen Wallfahrtsstätte Westfalens sind schriftlich überliefert.
3. Das Grab Idas lag an der südlichen Chormauer der Kirche. Betonstreifen im Boden der Grabstätte zeichnen den Umriß des alten Chores. Fundamentreste der südlichen Mauer des Chores und des Kirchenschiffes sind noch zu sehen, ebenso einige bearbeitete Steinquader des aufstehenden Mauerwerks.
Confessio
Das Zentrum der Kirche und zugleich ihr Herz ist die Grabstätte der Heiligen Ida. Sie entstand als Folge der Ausgrabungen in den Jahren 1975 / 76 und der Auffindung des Ida-Grabes am 5. Januar 1976. Sie wurde eröffnet am 4. September des Jubiläumsjahres 1980, geweiht durch Bischof Reinhard Lettmann am 26. November 1980, dem Tag der tausendjährigen Heiligsprechung Idas, und vollendet zum 4. September 1981.
Schon der Innenraum der Ida-Kirche “verkündet” die österliche Botschaft, indem er sich dem Licht der aufgehenden Sonne öffnet. Der Ausbau der Ida-Grabstätte bot nun die Möglichkeit, das österliche Geheimnis im Leben der heiligen Ida architektonisch und künstlerisch darzustellen.
Die vollendete Krypta und vor allem die Confessio sind religiöse Meisterwerke und können als gestaltete Verkündigung der Osterbotschaft bezeichnet werden.
Sarkophag der heiligen Ida
Den steinernen Sarg füllte die heilige Ida täglich zweimal mit Gaben für die Armen. Nach ihrem Tode am 4. September 825 wurde sie in ihm bestattet. Aus diesem Sarg nahm am 26. November 980 der damalige Bischof von Münster, Dodo, die Gebeine Idas und legte sie in einen kostbaren Schrein, der dann in feierlicher Form zum Altar getragen wurde.
Der Sarg ist so aufgestellt, daß er sich aus einem Grab zu erheben scheint. Damit soll an eine wahre Begebenheit erinnert werden. In den siebziger Jahren des 10. Jahrhunderts, kurz vor der Heiligsprechung durch Bischof Dodo von Münster, wurde dieser Sarg wie von einer unsichtbaren Macht aus dem Grab gehoben, so daß er eines Tages auf dem Boden der Grabkapelle stand.
So ist er ein Symbol der Auferstehung und eine kostbare Erinnerung an das Lebensopfer und die spätere Heiligsprechung Idas.
Wie schon vor tausend Jahren wird dieser Sarg auch heute noch durch eine Öffnung in der Glaswand ehrfürchtig von den Pilgern berührt als Ausdruck ihres Glaubens an die Auferstehung und als Zeichen der Verehrung Idas.
Der Schrein der heiligen Ida
Im vergoldeten Schrein, angefertigt im Jahre 1882, ruhen die Gebeine der heiligen Ida.
Er ist ausgestattet mit Figuren und Bildern: An seiner rechten Seite der heilige Bonifatius - Apostel Deutschlands -, die heilige Elisabeth von Thüringen und der heilige Ludgerus - erster Bischof von Münster -, auf der linken Seite der selige Berethger - erster Pfarrer von Herzfeld und Zeitgenosse Idas -, die heilige Odilia (ihr Grab befindet sich auf dem Odilienberg im Elsaß) und die heilige Gertrud von Nivelles (mit dem Äbtissinnenstab), die beide zu den Vorfahren Idas gehören.
Auf der Vorderseite des Schreins ist unter einer strahlenden Rosette die Überführung der Gebeine Idas durch Bischof Dodo und Abt Ludolf
Das Hauptreliquiar der heiligen Ida
Beim Betreten der Krypta fällt der Blick auf das kostbare Hauptreliquiar der heiligen Ida, das gegenüber dem Eingang in einer Nische aufgestellt ist. Es zeigt “das liebliche Antlitz einer reifen Frau, die erstmals in der westfälischen Silberplastik individuelle Formen aufzuweisen scheint und deren Gesicht trotz des abstrakten Charakters der glänzenden Vergoldung Leben spüren läßt” (K. B. Heppe).
“Die feine Oberflächenmodellierung und die Beseelung des Antlitzes weisen das Reliquiar als die Arbeit eines vorzüglichen Goldschmiedes aus” (Dr. G. Jaszai). Etwa in der Zeit um 1500 wurde es in Werden/Ruhr angefertigt als Hülle für die Kopfreliquie Idas, die kurz nach der Heiligsprechung im Jahre 980 zum Benediktinerkloster in Werden gelangt war. An kirchlichen Hochfesten wurde dieses Reliquiar in der Grabeskirche des heiligen Liudger, des ersten Bischofes von Münster und Zeitgenossen Idas, ausgestellt und bei Prozessionen mitgeführt.
Nach der Auflösung des Klosters Werden holte der Herzfelder Bürger Anton Husemann am 26. März 1802 (Fest des hl. Liudger) dieses Reliquiar zusammen mit der Iden-Vita des Möches Uffing nach Herzfeld. Den langen Weg ging er zu Fuß und brauchte dafür insgesamt fünf Tage. In Herzfeld legte man die Überreste des Hauptes zu den übrigen Gebeinen in den Ida-Schrein; das Reliqiuar aber wurde im Tresor des Pfarramtes aufbewahrt, bis es im Jahre 1981 in der Ida-Grabstätte eine würdige Aufstellung fand. Die alte Handschrift des Mönches Uffing aus dem 10. Jahrhundert mit der Lebensgeschichte der hl. Ida und einem Bericht über ihre Heiligsprechung befindet sich bis heute im Pfarrarchiv.
Unterhalb des Sockels, auf dem die Ida-Büste ruht, hängt ein künstlerisch gestaltetes Mauerlot. Es zeigt genau auf den Schnittpunkt eines Kreuzes, das in eine kreisrunde Steinplatte gemeißelt ist, und versinnbildet den Bau der ersten Kirche durch die hl. Ida.
Das Herzfelder Kreuz
In einer flachen Nische der Nordwand der Krypta hängt das “Herzfelder Kreuz”. Die leeren Augenhöhlen des romanischen Kruzifixes (um 1100), einst mit Edelsteinen besetzt und als sehende Augen gestaltet, bringen es in Verbindung mit Darstellungen des Gekreuzigten aus dem 6. und 7. Jahrhundert. “Die geöffneten Augen sind nicht nur ein Formelement. Das 6. Jahrhundert, das erstmals wagt, das Kreuzigungsbild im Kirchenraum durchzusetzen, hat darin vielmehr eine entscheidende Symbolisierungsmöglichkeit gefunden, um den am Kreuz Gestorbenen als Sieger über den Tod zu erweisen. Der am Kreuz “Verherrlichte” (Joh. 17,1) ist ja der Urheber des Lebens selbst, der all-lebendige Gott. Die Darstellung des Gekreuzigten, ja des am Kreuz Gestorbenen mit den lebendig blickenden geöffneten Augen ist bis ins 9. Jahrhundert hinein das charakteristische Monument der östlichen Kreuzesikonographie geblieben und hat auch das Abendland zutiefst beeinflusst” (Prof. Dr. H.-J. Scholz in “Der christliche Osten” Jhg. 1982, S. 44.Auf der Brust des Gekreuzigten befindet sich ein Reliquiar aus Bergkristall, das Partikel vom wahren Kreuz enthält. Der stilgerechte Kreuzbalken wurde im Jahre 1981 hergestellt.
An der Westwand bezeichnet eine beschädigte Steinplatte mit Inschrift das Grab des Pfarrers Georg Osthaus, das sich dort hinter der Wand befindet. Pfarrer Osthaus war Mönch des Klosters Liesborn. Während seiner Amtszeit als Pfarrer von Herzfeld 1656 bis 1672 schrieb er eine Geschichte der Ida-Tradition. Die Ablichtung einer Doppelseite dieser im Diözesanarchiv befindlichen Handschrift ist neben der Grabplatte zu sehen.
In der Nähe liegt auch das Grab des Pfarrers Friedrich Winkelmann, der während des dreißigjährigen Krieges in Herzfeld lebte (1606 bis 1638). Beide Pfarrer gehörten zur langen Reihe der Benediktinermönche aus den Klostern Werden und Liesborn, die vom 10. bis 19. Jahrhundert das Herzfelder Pfarramt innehatten.
Die Ostwand bilden zwölf Kammern der Grablege der am anderen Lippeufer noch heute ansässigen Grafen von Plettenberg.
Außerdem befand sich in der Nähe des Ida-Grabes früher eine Gruft der Edelherren von Ketteler, deren Sitz die 1798 abgebrochene “Middelburg” in der Bauerschaft Kesseler war.
Altar in der Krypta
Unter dem Altar befindet sich ein kleiner gläserner Reliquienbehälter, in dem Reliquien des Hl. Caesarius von Nazianz (Kappadikien, Türkei - Gelehrter, Arzt und Politiger - geb. 331, gest. 368 - Bruder des Hl. Gregor von Nizianz - Gedenktag 25. Februar) und des Hl. Hippolyt von Rom (Kirchenlehrer und 1. Gegenpapst zu Papst Calixt I - geb. ca. 170, gest. 235 auf Sardinien - Gedenktag 13. August) enthalten sind.
Dieser Reliquienbehälter war ein Geschenk des Erzbistums Paderborn zur Einweihung der Krypta am 26. November 1980.