Die Hl. Ida und die Ausgrabungen in der St. Ida-Basilika 1975/76
Das Wallfahrtsjahr ist noch nicht offiziell eröffnet und doch war der Vortrag von der Archäologin Dr. Gabriele Iseberg schon ein erstes Highlight. Pastor Beese begrüßte sie ganz herzlich und etwa 70 – 80 Besucher füllten das Haus Idenrast bis auf den letzten Platz.
In ihren Ausführungen über das Heiligenleben als Geschichtsquelle im Mittelalter am Beispiel der Hl. Ida und den Ergebnissen der Ausgrabungen im Winter 1975/76 beschrieb sie ihre Erlebnisse in der St. Ida-Gemeinde während dieser Zeit.
Zunächst machte Frau Isenberg deutlich, dass es für den Zeitraum zwischen 800 und 1000 n. Chr. nur wenige historische Informationen gibt. Aber gerade in dieser Zeit vollzogen sich umfassende Strukturveränderungen. Die historische Bedeutung Herzfelds ist verbunden mit dem Namen der hl. Ida (gest. 825), einer vornehmen Fränkin aus der engeren Verwandtschaft Karls d. Gr., die durch ihre Heirat mit dem Sachsenherzog Egbert die Besitzungen an der Lippe vermutlich als „Brautgabe“ erhielt. In Herzfeld ist es wohl ein Glücksfall, dass mit der Vita St. Idae eine Lebensbeschreibung, verfasst vom Werdener Mönch Uffing anlässlich ihrer Heiligsprechung am 26. November 980, reiche Informationen zur Frühgeschichte des Ortes und der Errichtung des ersten Gotteshauses aus behauenen Steinen enthält. „Ida half den bedürftigen Menschen hier in der Region, ohne gesellschaftliche Grenzen zu beachten; sie war eine außergewöhnliche Frau mit viel Mut und ihrer Zeit weit voraus. Ihr Leben im porticus (Idas Wohnraum neben der Kirche) nach dem Tode ihres Mannes Egbert, in dem sie auch ihren Steinsarg dreimal täglich mit Gaben für die Armen füllte, war gelebter Osterglaube“, so Frau Isenberg. Durch die archäologischen Befunde wurden diese Aussagen und Hinweise Uffings weitgehend bestätigt.
Die Ausgrabungen wurden in den Wintermonaten vom 13. Oktober 1975 bis zum 16. Januar 1976 vom Landesdenkmalamt Münster durchgeführt, die Mittel dazu stellte das Land NRW zur Verfügung. Der Anlass war, dass in der Kirche im Frühjahr 1975 eine neue Heizungsanlage eingebaut werden sollte. Bei den Bauarbeiten stieß man auf Mauer- und Fußbodenreste der zwei Vorgängerbauten. Frau Isenberg machte sich mit ihrem Team dann auf die Suche nach dem Grab der hl. Ida. Trotz vieler Schwierigkeiten, der Bau der Kirche von 1903 hatte einiges zerstört, fand sie dann am 26. November 1975 die Grablege – eine Sensation; das Medieninteresse war seinerzeit entsprechend groß. Bis dass alle Erkenntnisse gesichert waren, vergingen noch Mal einige Wochen, am 11. Januar 1976 waren alle Analysen ausgewertet. Und so wurde der Bau der Krypta mit der Confessio beschlossen, die am 26. November 1980 zum 1000jährigen Jubiläum der Heiligsprechung Idas von Bischof Lettmann eingeweiht wurde.
Frau Isenberg dankte der Gemeinde Herzfeld, dem Kirchenvorstand und besonders auch Pastor Hillmann, zu der Zeit Pfarrer in der Gemeinde, für die Geduld und die vielfältigen Unannehmlichkeiten, die seinerzeit in Kauf genommen werden mussten. Das sei nicht selbstverständlich, betonte sie. Auf lebhaftes Interesse stießen die Ausgrabungen auch bei der Bevölkerung; viele halfen mit, den Schutt mit einer Schubkarre nach draußen zu fahren. Zu den öffentlichen Führungen kamen oft mehr als 400 Interessenten aus nah und fern. Und täglich kamen Besucher, um den Fortschritt der Ausgrabungen zu beobachten. Als Beispiel nannte Frau Isenberg, dass sie die gefundenen Schädel und Gebeine in einer Ecke der Kirche aufbewahrten und mit einem großen Tuch abgedeckt hatten. Einige Besucher hoben die Abdeckung und schauten nach und meinten dann: „Da muss der Pastor am Sonntag aber erstmal über die Auferstehung predigen!“ Am letzten Tag brachten einige Herzfelder als Dank auch kleine Geschenke, so z.B. Blumen, „Ida-Wasser“ oder auch selbstgestrickte Socken.
Die Basilikaerhebung der Wallfahrtskirche St. Ida im Jahre 2011 habe sie sehr gefreut, so Isenberg, und sei eine, wenn auch späte, Ehrung und geschichtliche Würdigung des Lebens und Wirkens der hl. Ida in dieser Region.